netcup Server Umzug: Festplatte via Snapshot migrieren

Netcup ist ein Deutscher Hosting Anbieter aus Karlsruhe der neben Webhosting und Domains auch verschiedene root Server und virtuelle Server (vServer bzw. VPS) mit Standorten in Deutschland, der Niederlande, Österreich und den USA anbietet. Netcup ist vorallem beliebt durch seine regelmäßigen Angebote, bspw. zur Osterzeit, am Black Friday oder als Adventskalender zur Weihnachtszeit. Hat man hier ein Schnäppchen erspäht und Jahre später vielleicht ein noch besseres, möchte man natürlich gerne seinen bestehenden VPS bzw. root Server auf einen neuen VPS bzw. root Server upgraden. Wie das geht wird in diesem Blog Beitrag Schritt für Schritt erklärt.

Hinweise & Hintergrundwissen

Das Netcup Namens-System verstehen

Netcup selbst kürzt die virtuellen Server mit "VPS" und die root Server mit "RS" ab. Hier gibt es unterschiedlich große Pakete. Der "RS 1000" hat somit deutlich weniger dedizierte CPU Kerne, RAM und Speicher als ein "RS 2000" oder ein "RS 4000". Netcup selbst kauft Hardware ein und vermietet diese als eine Generation. Sollte bessere Hardware herauskommen, kommt nach einer Zeit eine neue Generation raus. Somit ist ein "RS 4000" nicht gleich eines anderen "RS 4000".

Ein Beispiel: Der "RS 4000 G9" beschreibt einen root Server der neunten Generation, welcher dedizierte Kerne eines AMD EPYC™ 7702 Prozessors bereitstellt. Die aktuelle (Stand: Juni 2025) Generation elf, also der "RS 4000 G11", bietet dedizierte Kerne eines AMD EPYC™ 9634 Prozessors. Ein Direktvergleich der Prozessoren zeigt hier logischweise deutliche Verbesserung der neusten Generation, bspw. eine höhere Taktfrequenz von 2.25 GHz anstatt 2.00 GHz.

Upgrade Möglichkeiten

Im folgenden werden 3 Upgrade-Möglichkeiten vorgestellt:

  1. Vollautomatisches Upgrade innerhalb einer Generation (bspw. "RS 2000 G9" auf "RS 4000 G9")
  2. Upgrade/Downgrade innerhalb eines Account (bspw. Wechsel von "RS 4000 G9" auf "RS 2000 G11" oder "VPS 1000 G11" auf "RS 2000 G11")
  3. Umzug auf anderen Account oder Wechsel von / zu einem anderem Anbieter als Netcup

Vollautomatisches Upgrade: Nur innerhalb einer Generation

Ein Upgrade kann innerhalb einer Generation komplett automatisiert im gleichen Account durchgeführt werden (also bspw. von einem "RS 2000 G9" auf einen "RS 4000 G9"). Der Vorgang und wichtige Informationen hierzu finden sich im Customer Control Panel (CCP) unter Produkte -> Lupen-Sympol des Servers -> Verwaltung.

Einfaches Upgrade: Nur innerhalb eines Accounts (dieser Artikel!)

Dieser Artikel beschäftigt sich vor allem mit dem Umzug und Wechsel eines Servers innerhalb eines Accounts. Dieser kann über den Export der Festplatte als Snapshot eines alten Servers und dem Import im neuen Server durchgeführt werden. Auch wenn der Prozess vergleichsweise einfach ist sollte etwas Zeit und Downtime eingeplant werden, da Exporte und Importe einige Zeit (Minuten bis wenige Stunden) in Anspruch nehmen können.

Manuell: Wechsel von / zu anderem Anbieter

Möchte man zu Netcup wechseln oder von Netcup weg, so hat man ebenfalls verschiedene Möglichkeiten. Der komfortabelste Weg ist sicherlich der Import bzw. Export von Snapshots, so wie es in Teilen in diesem Artikel beschrieben wird. Hierbei muss der Export per manuellem Download über den eigenen PC gespielt werden (siehe folgenden Schritt 4). Alternativ kann man probieren die Festplatten direkt via dd und gepipten ssh zwischen den Servern zu übertragen.

Schritt-für-Schritt Netcup Serverumzug

Wie im voraus beschrieben wird nun Schirtt für Schritt erklärt wie man relativ einfach innerhalb eines Netcup Accounts zwischen verschiedenen Server Produkten (VPS, root, ...) verschiedener Generationen wechseln kann.

1. Neuen Server mit leerem Betriebssystem installieren

Als erstes installiere ich auf dem neuen Server ein leeres Ubuntu System um sicherzustellen, dass keine alten Einstellungen oder Daten den Prozess stören. Hierfür logge ich mich im Servercontrolpanel (SCP) ein, wähle den neuen Server aus und navigiere zu Medien -> Images. Hier wähle ich meine gewünschte Distribution aus und folge die 4 Schritte im Wizard. Bei "Partitionen" wähle ich direkt die große Partition aus und lasse ansonsten alle Felder leer bzw. auf den Standard Einstellungen. Dieser Vorgang kann einige Minuten dauern.

Nach erfolgreichem Abschluss sollten IP Adresse, Hostname und Passwort im Servercontrolpanel angezeigt werden:

Erfolgreiche Ubuntu Installation

2. Speicher vom alten Server optimieren

Besitzt man den alten Server schön länger, empfiehlt es sich vorher den Speicher zu optimieren. Hierfür wählt man den alten Server aus und klickt auf der Seite Medien -> Festplatten unten rechts den Button "Server stoppen und Speicherplatz optimieren". Hierbei wird der Server für einige Minuten gestoppt (bei mir hat es ca. 30 Minuten gedauert) und der Speicher optimiert und anschließend wieder gestartet.

3. Snapshot vom alten Server erstellen

Nun geht es darum den alten Server via Snapshot zu sichern. Hierfür wählen wir im Servercontrolpanel den alten Server aus und navigieren zu Medien -> Snapshots. Im unteren Teil der Seite kann ein neuer Snapshot angelegt werden. Name und Beschreibung können frei gewählt werden. Im Dropdown ist "vda" auszuwählen und als Typ der "Offline Snapshot". Ein klick auf "Snapshot erstellen" erstellt den Snapshot. Achtung: Zur Erstellung des Snapshots wird der Server gestoppt! Daher alle wichtigen Daten im voraus sichern und entsprechende Prozesse beenden. Nach erfolgreicher Snapshot Erstellung wird der Server direkt wieder gestartet.

Sollten keine Felder zur Snapshot Erstellung zu sehen sein sondern eine Fehlermeldung das zu wenig Platz vorhanden ist, sollte vorher etwas Platz auf dem Server geschaffen werden. Oft hilft es schon den Speicher zu optimieren wie im vorherigen Schritt beschrieben. Alternativ können alte Logs oder Pakete gelöscht werden.

4. Snapshot exportieren

Anschließend muss der Snapshot exportiert werden. Hierfür den neuen Server auswählen und auf der Medien -> Snapshot Seite den Link "Snapshot exportieren" klicken. Die Warnung entsprechend lesen und anschließend via "Snapshot exportieren" bestätigen.

Snapshot exportieren im Medien Menü

Der Snapshot wird nun im Hintergrund erstellt und eine E-Mail nach erfolgreichem Abschluss versendet. Dieser Vorgang hat bei für knapp 500GB etwas über eine Stunde gedauert. Während der Erstellung läuft der Server selbst weiter, es erscheint lediglich die Fehlermeldung:

Es kann keine Aktion für diesen Server ausgeführt werden, da bereits folgende Aktion gerade auf dem Server ausgeführt wird:
Snapshot wird exportiert

Wichtig ist hierbei, dass der exportiere Snapshot nur für 48 Stunden zur Verfügung steht und anschließend gelöscht wird! Während man Snapshots beliebig oft kostenlos erstellen und löschen kann, haben die meisten Server lediglich einen einzigen kostenfreien Export. Ist dieser verbraucht, kann man sich einen neuen Snapshot-Export für einmalige Kosten von 1.50 € bei 1 Stk. (Stand: Juni 2025) im Customer Control Panel unter Produkte -> Lupen-Icon vom Server -> Backups kaufen.

Möchte man zusätzlich den Snapshot auf der eigenen Hardware sichern, kann man sich diesen manuell downloaden. Hierfür auf der Snapshot Seite auf den "Herunterladen" Button klicken und anschließend die Download URL nutzen. Nutzt man ein Linux-basiertes Bestriebssystem kann man sich via wget den Snapshot herunterladen anstatt den Browser zu nutzen:

wget -bqc "https://URL-zum-Snapshot.de" -O snapshot.raw.zst

Dieser Befehl erstellt im aktuellen Ordner eine snapshot.raw.zst Datei. Das -b setzt den Prozess in den Hintergrund (background), -q verhindert die Erstellung einer Log-Datei (quiet) und -c hilft bei einem Abbruch weiter zu machen (continue).

5. Netzwerkdaten vom neuen Server sichern

Bevor wir das exportiere Image auf den neuen Server einspielen, müssen wir die Netzwerkdaten des neuen Servers sichern um diese nach dem Import manuell zu ändern.

Hierzu loggen wir uns via SSH auf den neuen Server ein oder nutzen die "Bildschirm" Funktion direkt im CCP. Nun geben wir uns den Inhalt der korrekten yaml Datei mit cat /etc/netplan/50-cloud-init.yaml aus und speichern diese (herauskopieren oder screenshotten). Die Datei sollte in etwa so aussehen:

network:
  version: 2
  ethernets:
    eth0:
      addresses:
      - 123.45.678.90/22
      - 1a2b:1a2b:00:1a2b:1a2b:1a2b:1a2b:1a2b/64
      match:
        macaddress: 1a:2b:3c:4d:5e:6f
      routes:
      -   to: default
          via: 123.45.678.1
      -   on-link: true
          to: default
          via: fe80::1

Anschließend den neuen Server wieder herunterfahren.

6. Snapshort importieren

Nun kann der neue Snapshot des alten Servers auf dem neuen Server importiert werden. Wenn beide Server im gleichen netcup Account laufen kann dieser direkt ohne manuellen Download importiert werden. Hierfür sollte der Snapshot im Servercontrolpanel bei Auswahl des neuen Servers unter Medien -> Images im Reiter "Eigene Images" zu sehen sein:

Snapshot direkt importieren

Hier klickt man auf "Auswählen", bestätigt mit seinem Passwort und startet anschließend den Prozess mit einem klick auf "Installieren". Hierbei wird der neue Server gestoppt und das Image kopiert. Auch hier kann der Vorgang wieder einige Zeit in Anspruch nehmen und während der Zeit kann der neue Server nicht genutzt werden da hierbei die folgende Warnung erscheint:

Es kann keine Aktion für diesen Server ausgeführt werden, da bereits folgende Aktion gerade auf dem Server ausgeführt wird:
Image Installation wird durchgeführt

7. Netzwerkdaten anpassen

Nach erfolgreichem Import ist der neue Server vermutlich nicht via SSH ansprechbar, da durch den Image-Import die alten Netzwerkdaten eingespielt wurden. Zur Korrektur wählen wir im Servercontrolpanel im neuen Server den Menüpunkt "Bildschirm" aus und loggen uns mit unseren User-Daten des alten Servers ein. Hierbei öffnen wir nun die /etc/netplan/50-cloud-init.yaml mit dem Editor unserer Wahl (bspw. via sudo vim /etc/netplan/50-cloud-init.yaml) und fügen die zuvor kopierten Daten aus Schritt 5 ein, speichern die Datei (bei vim via :qw) und starten den Server neu (sudo reboot). Sollten wir die Netzwerkdaten nicht haben, können wir diese im Servercontrolpanel des neuen Servers unter dem Menüpunkt "Allgemein" finden.

8. DNS- & Partitions-Anpassungen

Nun sollte der Server erfolgreich umgezogen und via SSH erreichbar sein! Anschließend müssen natürlich noch alle DNS Einträge verschiedener Domains auf die neue IP Adresse des neuen Servers geroutet werden. Auch sollte geschaut werden ob ein reverse DNS (rDNS) konfiguriert wurde um diesen entsprechend anzupassen. Dieses geht zum einen im CCP unter Produkte -> Lupen-Sympol vom Server -> rDNS als auch im SCP des jeweiligen Servers unter "Allgemein" im Feld "Hostname". Die Einträge im Menüpunkt "Netzwerk" sollten automatisch vom CCP übernommen worden sein.

Sollte der neue Server eine größere Festplatte besitzen als der alte, muss vermutlich noch die Partitionsgröße angepasst werden. Das geht etwas aufwendiger im Terminal oder sehr einfach via GUI indem man die GParted DVD im SCP einlegt. Beide Prozesse sind recht detailiert imt Netcup Wiki dokumentiert.

Ich würde empfehlen am Ende den alten Server herunter zu fahren und die Funktionalität einige Tage zu testen. Klappt alles, kann der alte Server gelöscht, gekündigt oder für neue und andere Projekte genutzt werden.

Video

Das folgende Video, welches nicht von mir ist, zeigt den Prozess zusammengefasst, komprimierter und teils mit fehlenden Punkten in unter 5 Minuten: